DM OR8 in Landshut: Family-Affair für die Kilic-Brüder
Geschrieben von Michael Klaus am 13. August 2025 um 23:57
(UB) Family-Affair bei der Deutschen Meisterschaft OR8: Burak Kilic holte sich beim nationalen Wettbewerb in Landshut den Titel vor seinem Bruder Berkan. Den dritten Platz auf dem Podium erkämpfte sich Tim Kraus, der damit als Lokalmatador seinen Verein, den ausrichtenden LA Speedway Racing Club e.V., besonders jubeln ließ.
Bei Kaiserwetter mit strahlendem Sonnenschein und Temperaturen um 30 Grad an allen drei Tagen überzeugte der LA Speedway Racing Club, angeführt vom Vorsitzenden Manfred Moissl, mit einer anspruchsvollen und bestens präparierten 350-Meter-Strecke sowie einer ausgezeichneten Organisation. Rennleiter Florian Schrenk, Schiedsrichter Dirk Pfunder und Zeitnehmer Uwe Baldes sorgten für einen reibungslosen Ablauf, das Team der Technischen Abnahme für eine effiziente Umsetzung des Reglements, und das emsige Küchenteam für eine Top-Verpflegung von morgens bis abends, einschließlich der Versorgung mit heißbegehrten Kaltgetränken.
Schon am Donnerstagnachmittag füllte sich das Fahrerlager erstaunlich früh. Die Überdachung des Areals empfanden die Teilnehmer als Glücksfall, denn das Dach absorbierte einige Grad und ließ sie weniger schwitzen. Unter diesem Dach fand am Samstagabend auch in einer zum Verweilen einladenden Chill-out-Location der „Boxenstopp“ statt. Bei diesem Come-together mit Live DJ und Cocktails hielten es doch erstaunlich viele bis weit nach Mitternacht und teils bis zur Morgendämmerung aus. Eine gelungene DM-Party!
Als die Action am Freitagmorgen nach einer ersten Fahrerbesprechung startete, war einer der Favoriten schon nicht mehr dabei. Jörn Neumann, dreimaliger OR8-Champion, musste aus privaten Gründen schon am Morgen wieder abreisen. Insgesamt waren 121 Nennungen eingegangen, letztlich traten 114 Teilnehmer an – ein starkes Starterfeld.
Nach Nennungen Nach den drei Freien Trainings über jeweils zehn Minuten ging die erste Bestzeit an Joona Haatanen (LA Speedway Racing Club), gefolgt von Berkan und Burak Kilic (beide BIG Hamburg), Titelverteidiger Aaron Rönick (MSC Ober-Mörlen) sowie Max Hesse und Tim Kraus (beide LA Speedway Racing Club). Die beiden folgenden Kontrollierten Trainings über je fünf Minuten (Top-3-Wertung) bildeten die Basis für das Reseeding vor der Qualifikation. Dabei blieben die ersten sechs Fahrer unverändert, nur die Reihenfolge ändert sich etwas: Burak Kilic war Schnellster, vor Haatanen, Berkan Kilic, Hesse, Rönick und Kraus.
Nach einem Trainingslauf in Vorlauf-Gruppen am Samstagmorgen begann der Kampf um die besten Startplätze für die Finalläufe. Drei der fünf Qualy-Läufe über je fünf Minuten wurden dazu nach Punkten gewertet. Dabei gab es vor allem im ersten Durchgang einige lange Gesichter, weil sich das eine oder andere Fahrzeug als zu breit erwies, so dass der Lauf nicht gewertet wurde. Das sprach sich jedoch schnell im Fahrerlager herum, so dass fortan kaum noch Reglement-Abweichungen von der TA gemeldet wurden. Um bei den Strafen zu bleiben: Es musste nur eine Strafe wegen Nichtbesetzen des Streckenpostens verhängt werden. Punktgleich lag das Mugen-Duo Burak und Berkan Kilic am Ende an der Spitze der Qualifikationsrangliste. Aufgrund des nach Punkten besseren Streichresultates ging die TQ (Top-Qualifyer) an Burak. Die Top 6 blieben auch in den Vorläufen mit Haatanen auf Position drei vor Rönick, Hesse und Kraus unverändert. Die für die beiden Halbfinale Direktqualifizierten komplettierten auf den Plätzen sechs bis zwölf Marcel Krüger (Offroad-Team Nord), der in der Qualy bestplatzierte Jugendliche Maxim Milde (RCCR Munzig), Noah Schwartz (MFK Kürten), Jonas Bauer (MSC Sand), Aaron Waitz (RC Offroad Heiligenstadt) und Jeron Good MC Welden).
Damit war der Samstag jedoch noch nicht beendet. Gemäß Reglement wurden am Abend noch die beiden Finalrennen der Altersklassen Senioren (40+) und Junioren (U14) ausgetragen. Dabei resultiert die Startaufstellung aus der Qualy-Rangliste, jeweils die zwölf bestplatzierten Senioren und Junioren. Übrigens, auf Wunsch der Fahrer wurden alle Alters-Finale über 20 anstatt 15 Minuten ausgetragen. Warum Junioren, Senioren und Veteranen jeweils ein eigenes (Alters-) Finale austragen, den – stark vertretenen – Jugendliches dieses Alters-Finale jedoch vom Reglement her verwehrt wird, sorgte nicht zum ersten Mal für Unverständnis. Zuerst waren die Senioren an der Reihe. Als Vorlauf-Schnellster Senior aus den Vorläufen stand Sebastian Zeuner auf Startplatz eins vor Johannes Sporer (MC Welden) und Marco Gianotto (AMC Tuttlingen). Im Rennen fuhr Zeuner (Offroad Minicar Crew) einen blitzsauberen Start-Ziel-Sieg heraus und kürte sich somit zum neuen Deutschen Meister 40+. Bereits in der Startrunde machte Stefan Plass, einer der Mitorganisatoren aus dem LA Speedway Racing Club, von Platz sieben aus zwei Positionen gut, kämpfte sich weiter durch das vordere Mittelfeld, verbesserte sich um insgesamt fünf Positionen und eroberte in der 24. von 30 Runden den zweiten Platz, der er auch mit einer Runde Rückstand auf Zeuner ins Ziel brachte. Auch Julian Kirste (MRC München) kämpfte sich durchs Mittelfeld und rückte in der 24. Runde auf Rang drei vor, den er auch nicht mehr hergab.
Bei den Junioren waren acht Fahrer am Start. Dabei startete Jeron Good (MC Welden) vor Aaron Schwarz (MSG Niesky) und Max Kagerer (LA Speedway Racing Club) aus der Pole-Position. Good verteidigte zunächst den Platz an der Sonne, musste dann aber die Führung an Schwarz abgeben. Kagerer fiel nach dem Start zunächst auf Rang sechs zurück, kämpfte sich aber zurück und fuhr ab der 14. Runde auf Platz zwei. Schwarz fuhr als Erster über die Ziellinie, vor Kagerer Good und Silas Koplack (ORT Fulda). Allerdings wurden bei der Technischen Abnahme die Fahrzeuge von Schwarz und Koplack als zu breit beanstandet, so dass beide ihre Platzierungen verloren. Neuer Deutscher Junior-Meister ist damit der 13-jährige Max Kagerer, Geburtstagskind Jeron Good wurde Vizemeister, und Kawin Chunthanom (ASC Potsdam) rückte auf Rang drei vor.
Auch der Sonntag begrüßte die Teilnehmer mit bestem Sommerwetter. Nach der dritten und letzten Fahrerbesprechung begann der Finaltag um 8:30 Uhr mit den 128-er Subfinals und setzte sich fortlaufend mit allen weiteren Subfinals fort. Drei Aufstiege schafften Kevin Steck (LA Speedway Racing Club, 1/28-1/32), Hansjörg Stadler (MC Welden, 1/32-1/8) und Anastasia Förg (MSC Ober-Mörlen, 1/16-1/4). Auf Gesamtrang 30 war Anastasia Förg damit auch die beste weibliche DM-Teilnehmerin. Die meisten Läufe, und zwar jeweils vier, absolvierten Lukas Segato (New Kids West, 1/8-1/2+LastChance) und Aaron Schwarz (1/8-1/2+LastChance). Schließlich waren auch die Viertelfinals reibungslos über die Bühne gebracht worden und die Halbfinalisten standen fest. Im Halbfinale B siegte erwartungsgemäß Berkan Kilic, allerdings nach 20 Minuten – auf Wunsch der Fahrer wurde die ursprüngliche Laufdauer von 30 Minuten gekürzt – hatte der zweitplatzierte Rönick nur eineinhalb Sekunden Rückstand. Mit einer Runde Rückstand kamen Kraus, Milde und Jonas Bauer auf den Plätzen drei, vier und fünf ins Ziel, den letzten Aussteigerplatz sicherte sich mit einer weiteren Runde Rückstand Stefan Scheuenpflug (MSC Osterhofen). Auch das Halbfinale A war intensiv, die Positionen hartumkämpft. Nach 35 Runden holte sich Haatanen den Laufsieg zweieinhalb Sekunden vor Burak Kilic. Hesse positionierte sich mit Rang drei gut für den Endlauf, dahinter folgten Krüger, Waitz und Schwartz. Damit war das Finale fast komplett besetzt, es fehlte nur noch der 13. Endlaufteilnehmer aus dem Last-Chance-Finale. Diese letzte Chance ließ sich Stev Krause nicht entgehen, mit einem Start-Ziel-Sieg katapultierte er sich souverän ins Finale, mit Rundenvorsprung vor Good und Maik Wiesweg (RCCC Coesfeld).
Während die Endlaufteilnehmer ihre Fahrzeuge für die 40-minütige Titelentscheidung vorbereiteten, durften die zwölf besten Veteranen (55+) der Vorlaufrangliste ihr Finale austragen. Nach einer souveränen Leistung kreuzte Jochen Wiesner (TTSC Racing Team) als erster die Ziellinie. Damit kürte sich der letztjährige Senioren-Meister zum neuen Deutschen Veteranen-Meister und entthronte damit Robert Hart (MRC München), der als Vierter ins Ziel kam. Mit Rundenrückstand auf den Sieger erreichten Alexander Obermeier (MC Welden) und Hansjörg Stadler (MC Welden) die Plätze zwei und drei.
Nach Fahrerpräsentation und Fotosession stieg die Spannung zum Höhepunkt, der Titelentscheidung um die Deutsche Meisterschaft OR8. Schon in der ersten Runde musste der von P1 gestartete Haatanen seine Führungsposition an Burak Kilic abgeben und sich vor Berkan Kilic auf dem zweiten Rang einreihen, aber auch das nur bis zur dritten Runde. Ein Motor-Absteller warf ihn mit einer 1:30-er Runden auf den 13. und letzten Platz zurück. Während die Kilic-Brüder fortan ungefährdet ihre Runden an der Spitze des Feldes drehten, verabschiedeten sich nach Haatanen mit Rönick und Hesse zwei weitere Mitfavoriten durch ein Motor-Aus frühzeitig aus dem Titelkampf. Nach 65 Runden überquerte Burak Kilic, der ältere der Kilic-Brüder, als Erster die Ziellinie und eroberte damit seinen dritten Titel als Deutscher Meister in der Klasse OR8 ach 2019 und 2022. Von seinem zweitplatzierten Bruder Berkan trennten ihn 15 Sekunden. Auf seiner Hausbahn drehte Tim Kraus mit beachtlicher Konstanz 66 Runden und erntete als Lokalmatador für seinen dritten Platz wohlverdienten Applaus. Haatanens bemerkenswerte Aufholjagd, bei der er auch die schnellste Rennrunde drehte, endete nach 66 Runden auf Rang vier. Ebenfalls mit 66 Runden fuhr Rönick auf Rang fünf. Die weiteren Plätze belegten als bester Jugendlicher Milde, Hesse, Krüger, Schwartz, Bauer, Scheuenpflug und Krause. Einzig Waitz konnte das Rennen nicht beenden und musste sein Auto bereits nach knapp zwölf Minuten abstellen.
Manfred Moissl bedankte sich bei de Siegerehrung nicht nur bei den Teilnehmern für ihr Kommen und die gute Atmosphäre, vor allem dankte er allen Helfern, die diesen gut organisierten Event erst möglich gemacht haben. Der LA Speedway Racing Club, der zuvor schon eine DM und auch eine Europameisterschaft ausgetragen hat, empfahl sich mit seiner anspruchsvollen und großen Strecke sowie mit dieser gelungenen Veranstaltung für die Ausrichtung einer weiteren Europameisterschaft. So reizvoll dies allerdings auch erscheint, dürfte diese Gedanke allein schon am Personal scheitern, schließlich muss bei einer EM das Personal über eine volle Woche zur Verfügung. Personalmangel ist also auch im RC-Motorsport ein Thema.
Während DMC-Jugendreferentin Anke Müller bei der von Uwe Baldes moderierten Siegerehrung Preise an alle acht Junioren und an alle 14 Jugendlichen übergab, wurden die Pokale an die Senioren und Veteranen sowie die Top 12 der Gesamtwertung von Manfred Moissl und von Dr. Thomas Haslinger überreicht. Der zweite Bürgermeister der Stadt Landshut hatte sich im Fahrerlager und an der Rennstrecke sehr wissbegierig sowie beeindruckt von der hohen Teilnehmerzahl, der erfolgreichen Jugendarbeit und auch von den beachtlichen Übernachtungszahlen gezeigt.
Die DM OR8 wurde standesgemäß gestreamt. Die Livebilder wurden Andrey Monakhov samt Familie produziert. Dabei überzeugte die Produktion nicht nur durch faszinierende Bilder, sondern auch mit vielfältigen Einblendungen inklusiv Fahrer-Portraits. Als vorbildlich muss die Kooperation zwischen Monakhov und Michael Klaus hervorgehoben werden, denn der Livestream wurde gleich auf beiden YouTube-Kanälen von @fuelracing und @mikanews übertragen, kann aber auch im Nachhinein, also re-live, noch angeschaut werden.
Die neuen Titelträger auf einen Blick:
- Deutscher Meister OR8: Burak Kilic, BIG Hamburg
- Deutscher Junior-Meister: Max Kagerer, LA Speedway Racing Club
- Deutscher Jugend-Meister: Maxim Milde, RCCR Munzig
- Deutscher Meister 40+: Sebastian Zeuner, Offroad Minicar Crew
- Deutscher Meister 55+: Jochen Wiesner, TTSC Racing Team
Link zur Finalrangliste: –Hier zu den Ergebnissen–
Fotos: Christopher Lull (N1CE RC)
(MK)
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